Liebe Graffitikünstler,
die Legalisierung von Graffitiwänden haben wir uns auf die Fahnen geschrieben. Dazu braucht es einen langen Atem.
Wie langwierig dies sein kann beschreibt hier der Rückblick zur Hinterlandmauer am F.-L.-Jahn-Stadion im Mauerpark, Berlins weltweit bekannter Hall of Fame.
Am 20.09.2012 ging ich zur Bürgersprechstunde der Pankower Bezirksstadträtin Zürn-Kasztantowicz (SPD). Sie fragte verwundert wie wir denn auf sie kommen.
Ich erzählte ihr von meiner mühsamen Suche nach einem Ansprechpartner und dem Hinweis auf ihre Sprechstunde in einem Lokalblatt. Ich erklärte ihr die nicht zufriedenstellende Situation, an der Hall of Fame im Mauerpark nicht legal sprühen zu können. Auch dass darüber hinaus weitere Wandflächen benötigt werden. Warum werde die seit Jahren genutzte Wand im Mauerpark nicht endlich legalisiert ?
Sie versprach den richtigen Ansprechpartner zu finden, vielleicht der Bezirksbürgermeister ? Leider verlief das im Sande.
Aus der Idee, Mitstreiter zu finden, die sich für die Legalisierung von Wänden engagieren, erwuchs die Idee zur Gründung der „Graffiti Lobby“.
KünstlerInnen, SozialarbeiterInnen, LehrerInnen, UnternehmerInnen der Kulturwirtschaft u.a. stießen nach und nach dazu.
Ich suchte nochmals den Kontakt zum Bezirksbürgermeister Köhne (SPD).
Am 9.1.2013 fand das erste Gespräch mit ihm und später mit dem Pankower Baustadtrat Kirchner (Bü90/Grüne) statt. Die Gespräche waren konstruktiv. Mit dem Ergebnis dass die Kunst im Mauerpark nun „geduldet“ wurde. Herr Köhne stellte der Lobby ein Empfehlungsschreiben aus. Herr Kirchner versuchte die Eigentümer mehrerer Wände (aus dem Wandkatalog der „Graffiti Lobby“ für den Bezirk Pankow) zu kontaktieren, jedoch ohne Ergebnis. Immerhin gab es jetzt auch einen Austausch mit Herrn Puell von "Freunde des Mauerparks e.V.".
Intensives Nachhaken führte 2014 dazu, dass durch das Bezirksamt Pankow ein Flyer verbreitet wurde, der die Wandkunst im Mauerpark als „geduldet“ bezeichnete. Ein erster Etappenerfolg.
Im selben Jahr fand auch in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung unser Graffiti Kongress statt, der alle Bereiche thematisierte, die mit der Kunst aus der Dose verbunden sind. Kulturelle Bildung, Zivil- und Strafrecht, Stadtentwicklung u.v.m.
3 Jahre vergingen.
„Geduldet“ ist aber immer noch nicht „legal“.
2017 gab es deshalb nochmals ein Treffen mit der Lokalpolitik. Aber nur Herr Schirmer (Die Linke) ließ den Ankündigungen auch Taten folgen.
Der BVV-Antrag der „Linken“ zur Legalisierung von Wandflächen und explizit auch der Hinterlandmauer im Mauerpark wurde schließlich angenommen. Nun traten aber neue Hürden zutage.
Die Denkmalschutzbehörde mußte beteiligt, auch die Müllentsorgung der verbrauchten Sprühdosen musste geregelt werden.
Im Spätsommer 2019 standen endlich die Container und auch die Denkmalschutzbehörde gab ihr OK.
Sieben Jahre Engagement für ein Stück Mauer, die eh schon seit dem Mauerfall vor 30 Jahren als Hall of Fame genutzt wird.
Dazu gabs nur ein kurzes Statement in einer Pressemitteilung: „Das Sprayen von Graffitis ist an der „Hinterlandmauer“ (Karte) auf der Seite, die in Richtung des Parks weist, erlaubt. Die Spraydosen sind ordnungsgemäß zu entsorgen."
Hier gibt es Fotos.
Verbindung: U2 Eberswalder Straße, Tram M 10 Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark
Jurij Paderin
Graffiti Lobby Berlin
(2020)